Pier Audio MS-580 SE BT im Test - Connect

2022-11-03 15:57:19 By : Mr. Longtime LT

Man kann dem Hybridverstärker ein paar Dinge vorwerfen, wenn man es darauf anlegt. Die magere Ausstattung etwa. Eines aber kann man ihm nicht zum Vorwurf machen: dass er nicht für seine Arbeit brennt, wie unser Test zeigt.

stereoplay-Gesamturteil: 70 Punkte; Klang: Spitzenklasse 51 Punkte; Preis/Leistung: sehr gut

Wie, Sie haben noch nie von Pier Audio gehört? Nun gut, ich bis vor einigen Wochen auch nicht. Der französische Hersteller baut aber schon seit 2008 HiFi-Elektronik und Breitbandlautsprecher mit Superhochtöner-Unterstützung. Die drei Gründer haben vorher Erfahrungen mit dem Tuning und dem Ausreizen von HiFi-Geräten gesammelt, wissen also um die Bedeutung von Details und Feinheiten.

Gute Voraussetzungen für eine eigene Marke. Bei der Elektronik setzt Pier Audio auf Röhren, selbst der tresorhafte Top-Loader-CD-Spieler hat eine Röhre unter der Haube, beim Phono-Amp sind es sogar drei.

Die verstärkenden Komponenten der Franzosen sind entweder wie unser Testgerät als Hybridverstärker ausgeführt (Gold Serie), sprich sie setzen bei der Leistungsverstärkung auf Transistoren und nutzen Röhren nur in der Eingangsstufe, oder als Röhrenvollverstärker (Classic Serie).

Auffallend ist bei dem noch kompakten, 11 kg schweren Amp die gute Verarbeitung und die hochwertige Erscheinung, die einen erstmal daran zweifeln lässt, ob man das Preisschild richtig gelesen hat. Sehr moderate 1500 Euro kostet der MS- 580 SE, dafür liefert er laut Hersteller 2 x 50 Watt an acht Ohm, was wir natürlich in unserem Messlabor überprüft haben.

Der Preis wird möglich durch eine Fertigung in China (in Handarbeit), die Leistung wird möglich durch Toshiba-Transistoren in der Endstufe. Aber fangen wir außen an.

Das Gehäuse besteht aus massiven Aluminium-Platten und einer Bodenplatte aus dickem Stahlblech. Alle Teile sind miteinander verschraubt. Das ist ein ziemlicher Aufwand und macht echt was her. Nimmt man den Deckel ab, springt einen naturgemäß zunächst der Trafo an, der mit 320 VA mehr als ausreichend dimensioniert ist.

Auf ihn folgen acht einzelne, leistungsstarke Gleichrichterdioden. Zuständig für eine gute, weil konstante Gleichstromversorgung sind dann anschließend vier Elektrolytkondensatoren mit zusammen 40 000 Mikrofarad Siebkapazität.

Die drei Vorstufenröhren vom Typ 6N11 werden von weiteren Brückengleichrichtern und hochstabilen Elkos auf der Hauptplatine versorgt. Die mittlere besorgt die Eingangsverstärkung, die beiden außen liegenden die Vorverstärkung für den rechten bzw. linken Kanal. Damit möglichst viele Lautsprecher mit dem Pier Audio harmonieren, kommen anschließend erwähnte Toshiba-Transistoren zum Einsatz.

Die Musiksignale gelangen über einzeln in die Alu-Rückwand geschraubte Cinch-Buchsen zur Eingangsplatine. Die Quellenauswahl erfolgt über hochwertige Relais, von da geht’s weiter zum ALPS-Lautstärkepoti. Dank Motorisierung ist der MS-580 SE fernbedienbar, eine Fernbedienung liegt bei.

Vornehm geht es auch bei den Polypropylen Folienkondensatoren zu: Sie stammen aus dem Hause WIMA. Die Bluetoothplatine (BT 5.0) rundet die Ausstattung ab und gibt dem Gerät noch einen Schub in Sachen Komfort. Auch hier stimmt die Qualität: Der eingesetzte Qualcomm CSR8675 verarbeitet das hochauflösende Bluetooth aptX-HD.

Traditionell wiederum gibt sich die Front mit dem hübschen VU-Meter, das die Ausgangsspannung anzeigt. Und a propos Ausgangsspannung: Die knallharten Messungen des Test-Lab schockten den Pier Audio keineswegs. Er zeigte sehr gute Ergebnisse, sowohl bei den Rauschwerten als auch bei der Leistung, die er abzugeben vermag und die für sehr viele Lautsprecher völlig ausreicht.

Bevor der Spaß beginnt, nimmt der MS-580 SE sich eine knappe Minute, um hochzufahren. Er dreht den Pegelsteller ganz nach links, kurz darauf dreht er ihn zur zuletzt verwendeten Position.

Röhrenverstärker stellen bewährte Technik dar, die heutzutage so gut ist wie nie zuvor. Ein paar Faustregeln sollte man aber beachten.

Im Hörraum harmonierte der MS-580 SE mit allen nicht allzu anspruchsvollen Boxen, insbesondere mit der fantastischen Canton Vento 90 (hier unser Test). Diese Kombi machte gleich deutlich, dass der Pier Audio sich traut, einen Charakter zu haben. Ich steh ja auf solche Geräte, die man unter mehreren direkt raushört.

Und hier liegt das zunächst am Bass, der einfach herrlich Punch hat und ein bisschen übertreibt. Nicht wie ein schlechter Mobilkopfhörer, sondern wie jemand, der Spaß an der Musik hat und sich ein wenig hinreißen lässt. Am meisten Spaß machte mir der Pier Audio mit Jazz. „Spontaneous Combustion“ („The Cannonball Adderley Quintet in San Francisco“) hatte reichlich Feuer, die Bläser waren unglaublich dynamisch, das Schlagzeug hatte herrlichen Tiefgang! Das klang wunderbar unmittelbar.

Ja, dieses Feuer, diese Atmosphäre ist ein bisschen hinzugegeben, andere Amps machen das nicht so. Aber im direkten Vergleich fehlt einem das bei anderen, neutraleren Geräten auch direktemang, wie wir im Ruhrgebiet sagen.

Der Cayin, der das Vierfache des Pier Audio kostet, klingt objektiv besser: klarer, aufgeräumter, neutraler, ausgewogener. Er hat aber nicht dieses Feuer... Der Unison (2000 Euro) spielt eleganter, ruhiger – aber auch weniger körperhaft.

Und dieser anmachende, dabei aber auch nicht übertreibende Sound des MS-580 SE, entschädigt dafür, dass im direkten Vergleich manches ein klein bisschen verwaschen klingt. Jewels Stimme auf „What’s Simple Is True“ hatte er jedoch fest im Griff, sie wurde auch bei hohen Pegeln nicht aufdringlich und war allzeit sehr gut herausgearbeitet.

Der Pier Audio MS-580 SE ist vielleicht nicht ideal für jedermann, aber für manch einen ist er ganz bestimmt ein Traumpartner. Anhören!

Der Pier Audio MS-580 SE sieht unscheinbar aus, legt sich aber ins Zeug und gibt Musik eindringlich und unmittelbar wieder. Das reißt mit, auch wenn der Hybrid-Amp nicht immer völlig neutral bleibt. Die allerletzte Genauigkeit mag fehlen, aber die Freude an der Musik ist enorm. Tolles Ding.

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