Mechanische Tastaturen: Wichtige Test- und Kaufkriterien - Alles Wissenswerte über Edel-Tastaturen

2022-11-03 16:01:26 By : Ms. Anas Cui

22.10.2012 um 18:00 Uhr von Frank Stöwer - Sie sind laut, schwer, sehen unspektakulär aus und bieten oft noch eine karge Ausstattung. Technisch betrachtet sind mechanische Tastaturen trotzdem eine echte Klasse für sich und somit auch für den Spieler interessant. Wir präsentieren die wichtigsten Test- und Kaufkriterien zu den Keyboards der Luxusklasse.

Mechanische Tastaturen sind aktuell in vielen Eingabegeräte-Foren ein Top-Thema und immer mehr Hersteller präsentieren in ihrem Portfolio mindestens ein mit mechanischen Tastenschaltern bestücktes Keyboard. Auch beim Käufer wächst das Interesse an den hochwertig gefertigten Tastenbrettern mit Retro-Look und unüberhörbarer, aber präziser Mechanik. Was jedoch unterscheidet ein mechanisches Keyboard von einer Tastatur mit "Rubberdome"-(Gummidom-)Technik. Was bedeuten Begriffe wie NKey Rollover (NKRO), schwarze oder blaue Cherrys, Tenkeyless oder Key Caps und wie ist die Haptik und der technische Aufbau der Schwergewichtler? Unser Wissensartikel klärt auf. Verpassen Sie auch keinesfalls den Forenthread Mechanische Tastaturen: Übersicht und Diskussion.

Das hauptsächliche Unterscheidungsmerkmal zwischen einem mechanischen Keyboard und dem sogenannten Rubberdome-Pendant ist die Haptik der Tastenmechanik. Bei der Gummidom-Technik muss die Taste zum Auslösen komplett heruntergedrückt werden, damit der elektrisch leitende Gummidom zwei Kontakte auf der mit Leiterbahnen versehenen und als Matrix bezeichneten Polyesterfolie überbrückt. Das kostet den Schreiber/Spieler eine Menge Kraft, die er lediglich dafür einsetzt, um gegen ein solides Stück Plastik zu drücken - letzten Endes wird dabei viel Energie verschwendet. Mechanische Tastenschalter dagegen sind so konstruiert, dass sie bereits auslösen, bevor sie bis zum Anschlag durchgedrückt werden. So muss der Nutzer lediglich so viel Kraft/Energie aufwenden, wie für das Aktivieren der Taste notwendig ist - das ist auf jeden Fall ergonomischer. Außerdem geben viele Fans hier im Forum an, dass mechanische Tastenschalter eine sehr hohe Lebensdauer besitzen.

Anders als bei einem Rubberdome-Tastenschalter gibt es für die mechanischen Entsprechungen (Typenübersicht siehe Bildergallerie) zum einen genaue Werte für den Aktivierungsdruck in Gramm - die alternative Einheit wäre Zenti­newton (cN), wobei ein Gramm Gewicht einer nach unten gerichteten Kraft von einem Zentinewton entspricht. Zum anderen existieren für den Weg, bis ein Tastenschalter auslöst (Auslöseweg), respektive die Strecke bis zum Tastenanschlag (Anschlagsweg) genaue, in Millimeter angegebene Werte. So verfügt jeder Schaltertyp über seine ganz eigenen Merkmale. Das ermöglicht eine besonders individuelle, an die Bedürfnisse angepasste Wahl der Tastatur beziehungsweise der Schalterart mit ihrem spezifischen und als am angenehmsten empfundenen Tippgefühl. Darüber hinaus ändert sich die Anschlagscharakteristik der Tasten nur geringfügig. So entwickelt der Nutzer nach und nach eine eigene Wahrnehmung dafür, wie und wann er diese zu drücken hat. Gummidom-Tasten hingegen tendieren nach längerem Gebrauch dazu, ihr Anschlagsverhalten zu ändern. Klassisch ist das Phänomen, dass man irgendwann gewisse Tasten etwas nachdrücklicher bearbeiten muss.

Ein weiterer technischer Vorteil der mechanischen Tastenbretter, der beispielsweise mit einem Tool wie Aqua's Keytest nachgestellt werden kann und auch von den Herstellern prominent beworben wird: Beim Anschluss des Gerätes am PS/2-Port können theoretisch alle Tasten gleichzeitig betätigt werden, ohne dass es zum sogenannten Key-Blocking kommt, bei dem ein Tastendruck nicht mehr erkannt wird. Dieses Technik-Feature bezeichnet man als N-Key Rollover (NKRO), es gibt sogar Modelle wie die Nopoo Choc Mini oder die Qpad MK-85, die NKRO auch via USB-Anschluss anbieten. Ein Großteil der verfügbaren mechanischen Keyboards jedoch erlaubt hier nur die gleichzeitige Betätigung von sechs regulären und vier modifizierenden Tasten ("Alt", "Shift", "Strg", Windows- oder Fn-Tasten) - man spricht vom 6KRO.

Bei den in der Bildergalerie aufgeführten Tastenschaltern handelt es sich um die am häufigsten in mechanischen Keyboards verbauten Typen - die Vorstellung von Exoten würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Die größte Gruppe mechanischer Tastenschalter bilden Cherrys MX-Modelle. Diese unterscheiden sich bezüglich des Aktivierungsdrucks sowie ihrer Haptik, da sie teils linear und teils taktil sind. Während lineare Schalter (Farbcodierung: Rot und Schwarz) auf eine Rückmeldung bei Erreichen des Aktivierungspunkts nach 2 Millimetern Druckweg verzichten (der Anschlagweg beträgt bei allen Cherry-MX-Schaltern 4 Millimeter), geben die braunen, transparenten und blauen Cherrys ein spürbares Feedback - Cherry-MX-Blue-Schalter machen sich zusätzlich durch ein Klick-Geräusch bemerkbar.

Modelle mit der besonders durch den Veteranen IBM Model M bekannt gewordenen Knickfeder-Mechanik (Buckling Springs) besitzen eine besonders präzise haptische sowie akustische Rückmeldung am Auslösepunkt nach 2,3 Millimetern Druckweg. Die beiden Apls-Varianten sind ebenfalls taktil und unterscheiden sich nur dadurch, dass die weißen Modelle zusätzlich auch eine akustische Rückmeldung geben. Die kapazitiven Topre-Schalter dagegen sind eine Klasse für sich. Das liegt vor allem an ihrer Hybrid-Mechanik: Wird die im Gummidom eingesetzte Feder zusammengedrückt, ändert sich die elektrische Kapazität zwischen den unter der Feder angebrachten Kondensator-Plättchen (Capacitor Pads) und der Schalter wird ausgelöst. Laut Aussagen der Nutzer bieten Topres ein besonders angenehmes, edles Tippgefühl, sind leiser als die Konkurrenz und besitzen den gleichmäßigsten Aktivierungsdruck.

Zu jedem mechanischen Tastenschalter gehört ein Aufsatz, auch Keycap genannt. Idealerweise sind die in der Regel zylindrisch geformten Keycaps aus dem im Vergleich zum ABS-Kunststoff teureren PBT-Plastik gefertigt. Das garantiert einen minimalen Verschleiß und beugt dem Effekt vor, dass die Caps bei häufiger Benutzung zu glatt werden und glänzen. Qualitätsunterschiede kann man aber auch bei der Bedruckung der Tastenaufsätze feststellen. Die günstigste, für Abnutzung anfälligste und bei einem Großteil aller Tastaturen zu findende Methode ist der einfache Druck. Die Beschriftung wirkt teils wie aufgeklebt und fühlt sich wie ein Fremdkörper auf der Oberfläche der Keycaps an. Per Laser in die Oberfläche des Tastenaufsatzes geätzte Buchstaben, Zeichen und Zahlen kratzen zwar auch ein wenig an der Finger­kuppe, nutzen sich aber nur sehr wenig ab.

Ein schöneres Druckresultat sowie eine nahezu unbegrenzte Haltbarkeit erzielt man mit der sogenannten Dye-Sublimation-Methode. Ein Färbemittel wird auf dem Plastik aufgebracht, das dann in das Material einzieht. So bleibt die Schrift wie neu, auch wenn sich der Kunststoff abreibt. Da dieses Verfahren sehr kostspielig ist, wenden es nur noch die Hersteller Topre, Cherry und Unicomb an. Die höchste Druckqualität sowie null Verschleiß garantiert die beispielsweise bei Geräten der Marke Déck zum Einsatz kommende Double-Shot-Injection-Molding-Technik, bei der der Tastenaufsatz aus zwei Teilen besteht. In die Außenhülle wird ein Buchstabe gestanzt, der zweite Teilaufsatz, auf dem selbiger Buchstabe aufgeprägt ist, wird anschließend so in die äußere Kappe gesteckt, dass die Prägung genau in die Aussparungen der äußeren Tastenabdeckung drückt.

Mittlerweile haben viele bekannte Peripherie-Hersteller wie Razer, Steelseries, CM Storm, Qpad oder Tt Esports mechanische Tastaturen im Programm. Selbst Logitech veröffentlicht Anfang Dezember mit der G710+ ein Keyboard mit mechanischen Tastenschaltern. Dank Extras wie Tastenbeleuchtung, Profilspeicher, Makrofunktion sowie USB- und Audio-Anschlüssen bieten viele Geräte eine mit einem Rubberdome-Pendant vergleichbare Ausstattung. Im Gegenzug erfreuen sich puristisch gehaltene Modelle wie die Déck Legend oder die Filco Majestouch-2 sowie Geräte ohne Ziffernblock wie die Déck 82 oder Filco Ninja Majestouch-2 Tenkeyless großer Beliebtheit.

Manche Fans kaufen sogar Exoten wie das kompakte und nur mit dem Haupttastenfeld bestückte Happy Hacking Keyboard Professional II oder Nopoo Choc Mini - beide Geräte gibt es nur mit US-Tastenlayout. Während mechanische Keyboards von der Stange bei jedem größeren Hardware-Shop (siehe PCGH-Preisvergleich) zu haben sind, muss man sich für die Sondermodelle schon etwas mehr umschauen. Hier könnten Sie bei speziellen Anbietern wie The Keyboard Company, Elitekeyboards oder Get Digital fündig werden. Auch eine Suche bei Ebay oder via Google kann sich lohnen. Wer eher spielt statt schreibt, kann eventuell auch auf ein deutsches Tastenlayout verzichten. Viel wichtiger ist, dass Sie sich vor dem Kauf sicher sind, welchen Schaltertyp Sie bevorzugen. Ein Umtausch kann teuer werden, da viele Online-Shops ihren Sitz im Ausland haben.

Beliebte mechanische Tastaturen in der Übersicht Quelle: PC Games Hardware

Mithilfe austauschbarer Tastenaufsätze können Sie Ihr mechanisches Keyboard auch individualisieren. Hier bieten mehrere Onlinehändler, u. a. Elitekeyboards WASD Keyboards und The Keyboard Company, sowohl für Topre- als auch für Cherry-MX-Schalter farbige, teils sogar unbedruckte Keycabs an. Ebenfalls im Programm: sogenannte Soft-Landing Pads, welche die Lautstärke beim Anschlag der Tasten verringern. Wer mehr über Modding erfahren will, sollte sich einmal im geekhack-Forum für Keyboard-Enthusiasten umschauen.

Tastatur mit Gummidom-Technik Quelle: PC Games Hardware Tastatur mit mechanischen Cherry MX Black-Tastenschaltern Quelle: PC Games Hardware Vor und Nachteile einer Tastatur mit Gummidom-Technik: + Anschaffungspreis meist geringer + Ausstattung wie Minibildschirme oder verschiedenfarbige Tastenbeleuchtung möglich

- Auslösepunkt nicht präzise definiert - Anschlagscharakteristik ändert sich

Vor und Nachteile einer Tastatur mit mechanischen Schaltern:

+ NKRO am PS/2-, teils am USB-Port + Robust/hochwertig gefertigt, Anschlagscharakteristik unverändert + Taktile Rückmeldung und präzise definierter Auslöseweg sparen Kraft

- Hoher Preis - Geräuschentwicklung akustisches Feedback.